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Als wir noch Kinder waren, liebten wir es, die Schulferien bei
den Grosseltern zu verbringen. In allen 4 Jahreszeiten waren
wir da und lernten viel über Wachsen und Werden, Leben und
Tod. Natürlich waren die Sommerferien für uns immer das Grösste.
Da hatten wir 6 Wochen Zeit, die wir gerne am und im See
verbrachten. Tagsüber hatten wir einige Stunden bei den täglichen
Aufgaben zu helfen aber zum Feierabend genossen wir die
sorglosen Spielereien im Wasser. So lernten wir zum Beispiel,
dass das Kartoffelschälen aus 2 Gründen mit dem Sparschäler
schneller geht: Zum einen kann man sorglos und schnell überdie Oberfläche ziehen, zum anderen ist der Topf voll, wenn die
Schale nicht so dick abgeschnitten wird. Dann musste man nur
noch die Augen mit der Spitze des Schälers ausstechen und
schon war die nächste Kartoffel dran. Die Tiere auf dem Hof
brauchten für den Winter viel Heu. Das war natürlich im Sommer
zu machen. Die Mahd war die Arbeit von ausgewachsenen Männern,
denn eine Sense ist kein Kinderspielzeug. Eine Sense ist ein
sehr persönliches Werkzeug, das genau auf den einen Nutzer
eingestellt ist. Der Winkel der Schneide, die Länge des Stiels
sowie die Lage des Griffes sind auf den Körper des Schnitters
abgestimmt. So ist ein zügiger Schnitt gewährleistet. Eine
Wiese zu mähen ist ein fröhliches Tänzchen mit der eigenen
Sense, mit einer fremden Sense wird es zur Qual. Wir Kinder
waren dann an der Reihe, wenn es um das tägliche Wenden des
Heus ging. Jeder bekam einen Rechen in die Hand und eine Reihezugeteilt und dann begann ein rhythmisches Wandern. Wir erz
ählten uns Gedanken und Anekdoten, lästerten und scherzten.
Und alle Jahre wieder begann irgendjemand das kleine Gedicht
über die deutsche Sprache und das Heu. Mähn Äbte Beete? Äbte
mähn nie Beete. dieses lyrische Liedchen wurde dann in
fünf stimmigem Wechselgesang den ganzen Tag geträllert. Es war
eben ein echter Ohrwurm. Nach dem Heuwenden war das erfrischende
Bad im See auf alle Fälle am allerbesten. In den
Herbstferien sammelten wir Kastanien und Eicheln für den Wintervorrat
der Schweine. Für jeden Jutesack voll Baumfrüchte
bekamen wir 50 Pfennig. Das war Geld, das wir selbst verdient
hatten, also um ein Vielfaches wertvoller als jedes Taschengeld.
Das Eis, das wir davon kauften, war das leckerste der
Welt. In den Weihnachtsferien kam Schweinebraten auf den Tisch
und Oma sinnierte oft, wie lecker Eicheln doch schmecken, wenn
sie schweinsfermentiert sind.
den Grosseltern zu verbringen. In allen 4 Jahreszeiten waren
wir da und lernten viel über Wachsen und Werden, Leben und
Tod. Natürlich waren die Sommerferien für uns immer das Grösste.
Da hatten wir 6 Wochen Zeit, die wir gerne am und im See
verbrachten. Tagsüber hatten wir einige Stunden bei den täglichen
Aufgaben zu helfen aber zum Feierabend genossen wir die
sorglosen Spielereien im Wasser. So lernten wir zum Beispiel,
dass das Kartoffelschälen aus 2 Gründen mit dem Sparschäler
schneller geht: Zum einen kann man sorglos und schnell überdie Oberfläche ziehen, zum anderen ist der Topf voll, wenn die
Schale nicht so dick abgeschnitten wird. Dann musste man nur
noch die Augen mit der Spitze des Schälers ausstechen und
schon war die nächste Kartoffel dran. Die Tiere auf dem Hof
brauchten für den Winter viel Heu. Das war natürlich im Sommer
zu machen. Die Mahd war die Arbeit von ausgewachsenen Männern,
denn eine Sense ist kein Kinderspielzeug. Eine Sense ist ein
sehr persönliches Werkzeug, das genau auf den einen Nutzer
eingestellt ist. Der Winkel der Schneide, die Länge des Stiels
sowie die Lage des Griffes sind auf den Körper des Schnitters
abgestimmt. So ist ein zügiger Schnitt gewährleistet. Eine
Wiese zu mähen ist ein fröhliches Tänzchen mit der eigenen
Sense, mit einer fremden Sense wird es zur Qual. Wir Kinder
waren dann an der Reihe, wenn es um das tägliche Wenden des
Heus ging. Jeder bekam einen Rechen in die Hand und eine Reihezugeteilt und dann begann ein rhythmisches Wandern. Wir erz
ählten uns Gedanken und Anekdoten, lästerten und scherzten.
Und alle Jahre wieder begann irgendjemand das kleine Gedicht
über die deutsche Sprache und das Heu. Mähn Äbte Beete? Äbte
mähn nie Beete. dieses lyrische Liedchen wurde dann in
fünf stimmigem Wechselgesang den ganzen Tag geträllert. Es war
eben ein echter Ohrwurm. Nach dem Heuwenden war das erfrischende
Bad im See auf alle Fälle am allerbesten. In den
Herbstferien sammelten wir Kastanien und Eicheln für den Wintervorrat
der Schweine. Für jeden Jutesack voll Baumfrüchte
bekamen wir 50 Pfennig. Das war Geld, das wir selbst verdient
hatten, also um ein Vielfaches wertvoller als jedes Taschengeld.
Das Eis, das wir davon kauften, war das leckerste der
Welt. In den Weihnachtsferien kam Schweinebraten auf den Tisch
und Oma sinnierte oft, wie lecker Eicheln doch schmecken, wenn
sie schweinsfermentiert sind.
