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Teamwork.....

created Oct 19th 2014, 14:36 by


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In den Stellenanzeigen heißt es, man soll
„teamfähig“ sein. Ich bin nicht teamfähig. Diese
Kolumne im Team zu schreiben wäre mir
unmöglich. Das Wort Teamfähigkeit halte ich
für Bullshit, den Inhalt des Wortes für einen
historischen Irrtum. Ich kenne Teamarbeit von
der Uni. Später habe ich zwei- oder dreimal
Artikel zu zweit verfasst. Dies waren
anstrengende psychodynamische Prozesse mit
belanglosem Ergebnis.
Teamwork ist Ausbeutung der Gutmütigen durch
Ungutmütige. Es gibt in der Gruppe nämlich
immer Leute, die arbeiten, und andere, die sich
schmarotzerhaft dranhängen. Ich habe, nur,
damit das klar ist, an der Uni zur zweiten
Kategorie gehört. Teamwork ist Vergeudung von Arbeitskraft. Bei der Bewältigung der
unvermeidlichen psychologischen
Verwerfungen, bei der Verteilung der Aufgaben
in der Gruppe und beim Austausch von
Informationen, kurz, mit diesem ganzen
Organisationsscheiß geht eine Menge Zeit,
Energie und geistige Kraft verloren, die
ansonsten der eigentlichen Arbeit zugute käme.
Teamwork zerstört Originalität, Kreativität und
Qualität. In der Gruppe führen nämlich immer
die Labertaschen das Wort. Dies sind aber nicht
unbedingt diejenigen, die von der zu lösenden
Aufgabe am meisten verstehen. Die sind
vielleicht schüchtern und schweigen. Teamwork
heißt: Alle Macht den Labertaschen. Teamwork
heißt, dass soziale Kompetenz die
Fachkompetenz unterdrückt. Neue Ideen klingen
immer seltsam oder sogar verboten, es erfordert
Mut, sie beim ersten Mal auch nur zu denken.
Die Gruppe übt aber eine nivellierende Wirkung
aus, ein Ergebnis, auf das eine ganze Gruppe
sich einigen kann, wird immer Mainstream sein.
Kein Team der Welt könnte im Teamwork die Relativitätstheorie erfinden, Amerika entdecken
oder die Buddenbrooks schreiben. Dass man sich
austauscht, die Ergebnisse der eigenen Arbeit
mit anderen diskutiert oder in einer Gruppe mit
klaren Zuständigkeiten eine Teilarbeit
übernimmt, verstehe ich natürlich nicht unter „Teamwork“. Unter Teamwork verstehe ich,
dass es keine klare Verantwortlichkeit gibt.
Teamwork der Mythos des 21. Jahrhunderts.
Dann ist mir beim Nachdenken aufgefallen, dass
es im Nationalsozialismus meines Wissens kein
Teamwork gegeben hat. Hitler war, als Person,
gewiss nur begrenzt teamfähig, auch in der
Theorie war er kein Freund des Teamworks. Mehr noch, er war eher ein Gegner davon. Mit
anderen Worten, ich könnte jetzt ohne Weiteres
den Satz schreiben: „Im Nationalsozialismus ist
vieles sehr schlecht gewesen, aber einiges auch
sehr gut, zum Beispiel die Ablehnung des
Teamworks.“ Dies gäbe aber in sämtlichen
Medien eine große Aufregung, die ich den
Redakteuren, zu denen ich im Laufe der Zeit
doch eine Art väterliche Zuneigung entwickelt
habe, ersparen möchte. In der Zeitschrift Merkur habe ich einen Aufsatz
des Medientheoretikers Norbert Bolz gefunden.
Er enthält den Satz: „Teamwork ist ein
Euphemismus dafür, dass die anderen die Arbeit
tun.“ Die 1933 aus Deutschland vertriebene
Denkerin Hannah Arendt hat geschrieben:
„There can be hardly anything more alien or
destructive to workmanship than teamwork“, das
heißt: Teamwork macht alles Gute kaputt. Die
Tatsache, dass so unterschiedliche Personen wie
Hannah Arendt, Norbert Bolz, Adolf Hitler und
ich in der Frage des Teamworks exakt einer
Ansicht zu sein scheinen, hat mich in einer
solchen Weise erschreckt, dass ich das Ende der
mir zugemessenen Zeilenzahl mit großer
Erleichterung zur Kenntnis nehme.

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