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Warum glaubt der Mensch( Quelle:http://www.nationalgeographic.de/reportagen/topthemen/2015/religion-warum-glaubt-der-mensch)
created Dec 10th 2015, 16:43 by real380
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Der deutsche Archäologe Klaus Schmidt grub von 1994 an im türkischen Göbekli Tepe eine steinzeitliche Kultstätte aus. Vor rund 11.000 Jahren hatten dort Menschen ohne die Hilfe von Zugtieren tonnenschwere Steinpfeiler herangeschleppt, sie hochgewuchtet und in runde Tempelanlagen gestellt, deren Mauern aus behauenen Steinen bestanden. Warum diese Plackerei? Man hatte doch schon genug mit dem Überleben, mit Jagen und Sammeln zu tun gehabt.
Vielleicht weil der Mensch gar nicht anders kann?
Der inzwischen verstorbene Klaus Schmidt sagte: „Wir wissen, dass der Homo sapiens von Anfang an religiöse Artefakte schuf. Der Mensch hatte immer religiöse Gedanken. Das unterscheidet ihn vom Tier.“
Schon der Urmensch suchte eine Antwort auf die Frage, was denn die Welt „im Innersten zusammenhält“. Doch seine Sinnsuche stieß sehr schnell an ihre Grenzen, obwohl – oder gerade weil – sein Großhirn so viel leistungsfähiger war als das aller anderen Lebewesen. Ratlos und ohnmächtig stand er vor den Naturgewalten, vor Sonne und Mond, Blitz und Donner, Dürre und Kälte, noch hilfloser vor Leid und Tod. Woher kamen sie? Das überstieg seinen praktischen Verstand, und er warf sich ehrfürchtig vor dem Unbegreiflichen nieder in der Hoffnung, es wenigstens so besänftigen zu können.
Heute häufen sich Kirchenaustritte bei Katholiken wie bei Protestanten und überwiegen bei Weitem die Neueintritte. Gottesdienste sind chronisch schlecht besucht. Die Zeugen Jehovas mit ihrer wortwörtlichen Auslegung der Bibel und ihrer Erwartung des nahen Weltuntergangs gelten zumindest in Europa als kauzige Fundamentalisten. Ein katholischer Bekenner wie der Schriftsteller Martin Mosebach, der findet, „dass jeder Mensch katholisch sein sollte“ und bedauert, dass „die westliche Welt das Knien verlernt hat“, sieht sich heute in einer „Sonderposition“. Religionen haben im christlichen Abendland die Deutungshoheit für die letzten Dinge verloren.
Und doch glaubten 2014 fast zwei Drittel der Deutschen laut einer Umfrage an einen Gott, in den USA sogar 90 Prozent. Aber an welchen Gott? Und warum? Und warum noch heute?
Vielleicht weil der Mensch gar nicht anders kann?
Der inzwischen verstorbene Klaus Schmidt sagte: „Wir wissen, dass der Homo sapiens von Anfang an religiöse Artefakte schuf. Der Mensch hatte immer religiöse Gedanken. Das unterscheidet ihn vom Tier.“
Schon der Urmensch suchte eine Antwort auf die Frage, was denn die Welt „im Innersten zusammenhält“. Doch seine Sinnsuche stieß sehr schnell an ihre Grenzen, obwohl – oder gerade weil – sein Großhirn so viel leistungsfähiger war als das aller anderen Lebewesen. Ratlos und ohnmächtig stand er vor den Naturgewalten, vor Sonne und Mond, Blitz und Donner, Dürre und Kälte, noch hilfloser vor Leid und Tod. Woher kamen sie? Das überstieg seinen praktischen Verstand, und er warf sich ehrfürchtig vor dem Unbegreiflichen nieder in der Hoffnung, es wenigstens so besänftigen zu können.
Heute häufen sich Kirchenaustritte bei Katholiken wie bei Protestanten und überwiegen bei Weitem die Neueintritte. Gottesdienste sind chronisch schlecht besucht. Die Zeugen Jehovas mit ihrer wortwörtlichen Auslegung der Bibel und ihrer Erwartung des nahen Weltuntergangs gelten zumindest in Europa als kauzige Fundamentalisten. Ein katholischer Bekenner wie der Schriftsteller Martin Mosebach, der findet, „dass jeder Mensch katholisch sein sollte“ und bedauert, dass „die westliche Welt das Knien verlernt hat“, sieht sich heute in einer „Sonderposition“. Religionen haben im christlichen Abendland die Deutungshoheit für die letzten Dinge verloren.
Und doch glaubten 2014 fast zwei Drittel der Deutschen laut einer Umfrage an einen Gott, in den USA sogar 90 Prozent. Aber an welchen Gott? Und warum? Und warum noch heute?
