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Das Licht über Nadarel – Teil 3b: Die Brücke der Namen
created Nov 6th, 12:15 by Jorim Hirsbrunner
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Am Ufer des Wassers standen drei Steine in einem Halbkreis. Auf dem ersten lag ein Riemen, auf dem zweiten ein leeres Tongefäss, auf dem dritten ein kleines Messer ohne Griff.
Elion trat näher. „Was verlangt dieser Ort?“
Die Antwort kam nicht als Wort, sondern als Gedanke: Trennen, Füllen, Binden.
Er nahm den Riemen, füllte das Gefäss mit Wasser und schnitt den Riemen in zwei Teile. Dann band er sie um das Gefäss, kreuzte sie oben und unten, so dass es hielt.
„Manches muss getrennt werden, damit es heil wird. Manches muss gefüllt werden, damit es tragen kann. Manches muss gebunden werden, damit es nicht verloren geht.“
Das Wasser begann zu leuchten, und der Nebel atmete mit.
Als er aufblickte, stand Liah vor ihm.
Sie war nicht wie ein Mensch da, sondern wie eine Erinnerung, die bleibt, weil sie wahr ist.
„Du gehst gut“, sagte sie.
„Langsam“, antwortete er.
„Langsam ist gut, wenn der Weg sich selbst denkt.“
Gemeinsam blickten sie auf den See, der keine Tiefe hatte, sondern Zeit.
„Jetzt fehlt nur das Tragen“, sagte sie leise. „Denn was man bindet, muss man tragen.“
Elion nickte, goss das Wasser zurück in den See und fühlte, wie das Licht in ihm ruhiger wurde.
Dann sah er die Brücke. Sie war aus Namen gebaut.
Auf jeder Platte stand ein Name, hell oder dunkel, je nachdem, wie oft jemand über ihn gegangen war.
Aus dem Nebel trat Quin.
„Das ist die Brücke der Namen“, sagte er.
„Du wirst fallen, wenn du dich selbst vergisst, und du wirst stolpern, wenn du nur dich siehst.“
Elion nickte und ging. Jeder Schritt über einen Namen war wie eine Erinnerung, die er berührte und wieder losliess.
Einmal schwankte er, als er den Namen eines Freundes las, der gefallen war. Doch der Splitter in seiner Brust wurde warm und trug ihn.
Am Ende der Brücke stand ein Stein mit einer Schale aus Licht.
In ihr sah Elion eine neue Landschaft: karge Berge, Schnee, und über allem ein helles, stilles Leuchten.
„Der Pfad der Stille“, sagte Quin.
„Ich dachte, das sei eine Sage.“
„Viele Sagen sind Wahrheiten, die warten.“
Quin reichte ihm eine schwarze Feder.
„Sie schreibt nichts auf, sie löscht nichts. Sie erinnert, was du versprichst, wenn keiner zuhört.“
Elion nahm sie, und in ihr pochte ein leiser Herzschlag.
„Ich gehe weiter“, sagte er.
„Dann geh“, antwortete Quin. „Und vergiss nicht, wer dich geschickt hat.“
Der Nebel wich. Der Weg führte hinauf ins Felsland, wo das Licht kälter, aber reiner war.
Elion legte den Splitter an seine Brust, spürte sein Gewicht und ging weiter, Schritt um Schritt,
bis das Tal hinter ihm lag wie ein Traum, den man noch trägt, aber nicht mehr braucht.
Ende von Teil 3b – Übergang zu Teil 4: Der Pfad der Stille.
Elion trat näher. „Was verlangt dieser Ort?“
Die Antwort kam nicht als Wort, sondern als Gedanke: Trennen, Füllen, Binden.
Er nahm den Riemen, füllte das Gefäss mit Wasser und schnitt den Riemen in zwei Teile. Dann band er sie um das Gefäss, kreuzte sie oben und unten, so dass es hielt.
„Manches muss getrennt werden, damit es heil wird. Manches muss gefüllt werden, damit es tragen kann. Manches muss gebunden werden, damit es nicht verloren geht.“
Das Wasser begann zu leuchten, und der Nebel atmete mit.
Als er aufblickte, stand Liah vor ihm.
Sie war nicht wie ein Mensch da, sondern wie eine Erinnerung, die bleibt, weil sie wahr ist.
„Du gehst gut“, sagte sie.
„Langsam“, antwortete er.
„Langsam ist gut, wenn der Weg sich selbst denkt.“
Gemeinsam blickten sie auf den See, der keine Tiefe hatte, sondern Zeit.
„Jetzt fehlt nur das Tragen“, sagte sie leise. „Denn was man bindet, muss man tragen.“
Elion nickte, goss das Wasser zurück in den See und fühlte, wie das Licht in ihm ruhiger wurde.
Dann sah er die Brücke. Sie war aus Namen gebaut.
Auf jeder Platte stand ein Name, hell oder dunkel, je nachdem, wie oft jemand über ihn gegangen war.
Aus dem Nebel trat Quin.
„Das ist die Brücke der Namen“, sagte er.
„Du wirst fallen, wenn du dich selbst vergisst, und du wirst stolpern, wenn du nur dich siehst.“
Elion nickte und ging. Jeder Schritt über einen Namen war wie eine Erinnerung, die er berührte und wieder losliess.
Einmal schwankte er, als er den Namen eines Freundes las, der gefallen war. Doch der Splitter in seiner Brust wurde warm und trug ihn.
Am Ende der Brücke stand ein Stein mit einer Schale aus Licht.
In ihr sah Elion eine neue Landschaft: karge Berge, Schnee, und über allem ein helles, stilles Leuchten.
„Der Pfad der Stille“, sagte Quin.
„Ich dachte, das sei eine Sage.“
„Viele Sagen sind Wahrheiten, die warten.“
Quin reichte ihm eine schwarze Feder.
„Sie schreibt nichts auf, sie löscht nichts. Sie erinnert, was du versprichst, wenn keiner zuhört.“
Elion nahm sie, und in ihr pochte ein leiser Herzschlag.
„Ich gehe weiter“, sagte er.
„Dann geh“, antwortete Quin. „Und vergiss nicht, wer dich geschickt hat.“
Der Nebel wich. Der Weg führte hinauf ins Felsland, wo das Licht kälter, aber reiner war.
Elion legte den Splitter an seine Brust, spürte sein Gewicht und ging weiter, Schritt um Schritt,
bis das Tal hinter ihm lag wie ein Traum, den man noch trägt, aber nicht mehr braucht.
Ende von Teil 3b – Übergang zu Teil 4: Der Pfad der Stille.
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